Ich gebe zu: Jetzt werde ich langsam angespannt. In 10 Tagen entscheidet die Baselbieter Bevölkerung.
Vor einem halben Jahr hat mich meine Partei für die Ständeratswahlen nominiert. Der Support war für mich überwältigend. Es gab aber auch Kritikerinnen und Zweifler. Als «chancenlos» wurde ich betitelt, als «Aussenseiter». Das hat uns angespornt.
Vor sechs Tagen bestätigte eine Umfrage mein Gefühl, dass ich in der Baselbieter Bevölkerung an Unterstützung gewinne und aufhole. Sie zeigte auch, dass ich von allen Kandidaturen die beste Abstützung bei der Mitte habe. Es gibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Nachfolge meines politischen Weggefährten und Parteikollegen Claude Janiak.
Die letzten Monate waren für mich sehr intensiv. Auf der Strasse, am Telefon und an vielen Podien durfte ich meine Überzeugungen darlegen und den Austausch mit den Wählerinnen und Wählern suchen. Das ist ein Privileg, für welches ich sehr dankbar bin.
Ich investiere seit Jahren meine ganze Energie für meine politische Tätigkeit – mit meinem beruflichen Rucksack durfte ich die fortschrittliche Wende hin zum Atomausstieg und zu mehr erneuerbaren Energien mitprägen. Das Ringen um Lösungen macht die Schweizer Demokratie aus, besonders im Ständerat wird dieser Charakterzug erkenntlich. Ich glaube, dass meine Stärken in der kleinen Kammer am besten zur Geltung kommen. Als Oppositionspartei auf den Tisch zu hauen mag schön sein, aber am Ende des Tages braucht es eine Lösung für die Herausforderungen unserer Zeit – egal ob Klima, Gesundheitspolitik oder Europa. Als Mitglied einer Bundesratspartei darf ich in Bern an diesen Lösungen mitarbeiten. Das macht mir Freude.
In der Öffentlichkeit kann der Eindruck entstehen, dass Politikerinnen und Politiker abgehoben sind. Manche mögen das sein, aber ich kann Ihnen sagen: Meine politische Aufgabe hat mich nie kalt gelassen. Ich bin angespannt, weil es in der Politik um Menschen geht. Ich habe mit vielen Baselbieterinnen und Baselbietern gesprochen, nicht nur in den letzten Monaten. Mit der Rentnerin, welche am Ende des Monats nach den Prämienkosten und der Miete manchmal nur noch wenige Franken übrig hat. Mit dem jungen Mann, der gerne seinen Freund heiraten möchte, aber nicht darf. Mit der alleinerziehenden Mutter, welche trotz Job einfach zu wenig verdient für die ganze Familie. Mit dem Gymnasiasten, welcher sich Sorge um das Klima macht und über die untätige Mehrheit in Bern schimpft. Aber auch mit dem Unternehmer aus der Region, welcher nicht einfach weniger Steuern zahlen will, sondern vor allem auf gute Handelsbeziehungen mit dem europäischen Ausland angewiesen ist.
Weil ich die Unterstützung dieser Menschen spüre und mich für ihre Anliegen einsetze, bin ich weiterhin voller Energie, für die nächsten 10 Tage bestimmt – und gerne auch für die nächsten vier Jahre als Ständerat.
Noch ein paar Worte zu den «Parteistrategien»: Für die Wahl in den einzigen Baselbieter Ständeratssitz braucht es mehr als die Hälfte der Stimmen aller Wählerinnen und Wähler. Das wird im ersten Wahlgang niemand erreichen. Deshalb gibt es einen zweiten Wahlgang. Ich möchte gerne gegen die Kandidatin der politischen Rechten, Daniela Schneeberger, antreten. Ich bin überzeugt, dass ich dort meine Kompetenzen zeigen kann. Der Sitz kann nur bei Mitte-Links bleiben, wenn sich dieses Lager im zweiten Wahlgang auf eine Kandidatur einigen kann. Deshalb habe ich ein Versprechen abgegeben: Wenn ich im ersten Wahlgang hinter Maya Graf liege, werde ich mich zurückziehen. Wenn ich vor Maya Graf liege, werde ich diese demokratische Entscheidung der Bevölkerung ernstnehmen und im zweiten Wahlgang gegen Daniela Schneeberger antreten. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass der demokratische Entscheid der Bevölkerung am 20. Oktober von allen Ständeratskandidierenden respektiert wird.
Ich freue mich über die Unterstützung von jeder und jedem von Ihnen. Vielen herzlichen Dank.
Eric Nussbaumer