Genossenschaftsjahr ist jedes Jahr

Genossenschaftsjahr ist jedes Jahr Eric Nussbaumer

Zum Ende des internationalen Jahres der Genossenschaften wird uns Sozialdemokraten vorgeworfen, wir hätten das Jahr verschlafen. Niklaus Ramseyer meint, es sei uns in diesem Jahr wenig eingefallen. Der Vorwurf greift zu kurz.

Die Abzocker endlich in Schranken weisen
Man hätte tatsächlich noch mehr aus dem UNO-Jahr der Genossenschaften machen können. Wir hätten das öffentliche Bewusstsein für eine nicht kapitalgetriebene Rechtsform neu beleben können. Wir hätten aufzeigen können, dass verantwortliche Unternehmensführung nicht nur in börsenkotierten Unternehmen ein Thema sein sollte. Und sicher hätte man die erfolgreichen und fairen Genossenschaftsunternehmen noch mehr hervorheben können. Warum haben wir es nicht getan? Weil wir uns tatgtäglich mit den Abzockern in den „normalen“ – besser den „abnormalen“ – Unternehmen beschäftigen müssen. Wir müssen Riegel um Riegel schieben gegen einen unbändigen, verantwortungslos gewordenen Kapitalismus. Das Überwinden des Kapitalismus ist eine ferne Vision, wenn der real existierende Kapitalismus so unmenschlich und unverschämt geworden ist. Darum kämpfen wir mit der 1:12 Initiative, darum stehen viele von uns auf der Seite der Abzocker-Initiative, darum lanciert unsere Jungpartei die Spekulationsstopp-Initiative im Rohstoffgeschäft, darum wollen wir mit der Cleantech-Initiative endlich dem grünenn Wirtschaften zum Durchbruch verhelfen. Wir verschlafen gar nichts, aber solange anständiges und gesamtgesellschaftlich verantwortliches Wirtschaften nicht wieder zum Standard wird, nützt es wenig nur für die kapitalismusüberwindende Vision einzustehen. Wir stehen täglich konkret dafür ein, dass das Wirtschaften wieder gemeinwohlorientierter wird. Wir schlafen nicht.

Soziales Unternehmertum voranbringen
Daneben geht es um den konkreten linken Tatbeweis. Ohne Zweifel, das andere Wirtschaften muss in unserer Partei sichtbarer werden. Neue Initiativen entstehen weltweit unter dem Begriff Social Entrepreneurship. Dieser Bgriff ist mehr als die Diskussion um die Rechtsform und um die Selbsthilfe. Es geht darum, dass die unternehmerische Tätigkeit einen Beitrag leisten kann, dass soziale und ökologische Probleme gemeistert oder gemildert werden. Dass dabei die Gewinnmaximierung (nur das Kapital soll maximierend gewinnen) nicht im Zentrum stehen kann, ist offensichtlich. Persönlich habe ich mich vor Jahren dem sozialen Unternehmertum verschrieben. In meinen Mandaten in der Wirtschaft geht es daraum, dass sozial-ökologische Unternehmen Arbeitsplätze schaffen und halten können, es geht darum, dass eine menschlichere Sichtweise des Wirtschaftens konkret zum Tragen kommt. Es geht mir um die gesellschaftliche Wirkung der unternehmerischen Tätigkeit. Fördert das Unternehmertum das Gemeinwohl oder zerstört es das Gemeinwohl? Man kann solche Fragen nicht nur ein Jahr bearbeiten, wie Herr Ramseyer meint. Man muss sie immer bearbeiten und im unternehmerischen Alltag konkret weiterentwicklen. Darum ist für mich jedes Jahr ein Genossenschaftsjahr.