Walter Steinmeier, der deutsche Kanzlerkandidat der SPD bringt es kurz und bündig auf den Punkt: „Ich will kein Weiter-So, ich will den Aufbruch zum Besseren.“ Mit dem Besseren meint er die Schaffung von zwei Millionen Arbeitsplätzen im Bereich der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien. Er hat verstanden, was in den nächsten Jahren Arbeitsplätze und Wertschöpfung bringt, nämlich die konsequente Ausrichtung der Wirtschaftspolitik auf ‚Greentech‘. Dazu gehört auch die Solarenergie um im speziellen die Photovoltaik, die direkte Stromgewinnung aus der Kraft der Sonnenstrahlen. Die Schweiz kann hier global mithalten. Wir müssen fünf Schritte tun, damit wir im nächsten Jahrzehnt vom weltweiten Boom der Solarenergie wirtschaftlich und schlussendlich auch ökologisch profitieren können.
Erstens muss der Inlandmarkt sofort gestärkt werden. Wer sich als Photovoltaik-Unternehmer für den Schweizer Markt entscheidet, stösst auf Hindernisse, Hürden und Bremser. Schuld daran ist vor allem die eidgenössische Politik, welche dem Wasserkraft-Mythos huldigt und die Fördersysteme übermässig auf die bestandenen Technologien ausrichtet, statt auf die Zukunftstechnologie Photovoltaik. In Bayern produzieren die Photovoltaikanlagen bereits 2% des Elektrizitätsverbrauchs. In der Schweiz stehen Hunderte von Millionen Franken in der Warteschlange, weil die solaren Investitionsvorhaben keinen förderlichen Rahmen haben.
Zweitens müssen die Exportchancen genutzt werden. Der solare Markt ist ein Weltmarkt. Wenn wir im Inlandmarkt schnell handeln und bessere Rahmenbedingungen schaffen, sind unsere Unternehmen fit für den Weltmarkt und können ihre Exportchancen packen. Greenpeace hatte bereits vor Jahren vorausgesagt, dass mit einem zügigen Ausbau der Solaranlagenproduktion weltweit bis zu 2,3 Mio. Arbeitsplätze entstehen würden. Im Tessin wurde im Sommer 2009 eine weitere Solarmodulfabrik eröffnet. Es sollen die besten Dünnschicht-Module sein, die zukünftig am Markt angeboten werden können. Solare High-Tech aus der Schweiz ist möglich und kann zum Exportschlager werden.
Drittens muss ein einheitliches Forschungsprogramm ‚Photovoltaik‘ geschaffen werden. Die Kosten für Photovoltaik-Anlagen konnten in den letzten 15 Jahren um mehr als Faktor zwei, die Kosten für Solarmodule um etwa den Faktor vier gesenkt werden – eine Erfolgsstory für die den Markt beherrschende Siliziumtechnologie. Aber das ist noch lange nicht das Ende der technologischen Entwicklung. Die Schweiz hat renommierte Forschungsanstalten an Hochschulen und Forschungsschwerpunkte in innovativen Solar-Firmen. Alle kochen aber noch zu sehr ihr eigenes Süppchen. Es ist dringend, dass ein Schweiz weit geführtes und ausgerichtetes PV-Forschungsprogramm in grösserer Dimension entsteht, damit unsere Forscherinnen und Forscher global an der Spitze mitwirken können. Die heutigen Forschungs- und Entwicklungsarbeitsplätze sind die Industrie-Arbeitsplätze der Zukunft.
Viertens muss die Solarbaupflicht in jedes Baugesetz. Das Parlament hat mit dem Schweiz weiten Gebäudesanierungsprogramm einen Meilenstein gesetzt. Handwerker werden den grossen Sanierungsbedarf im Liegenschaftsbereich angehen können. Mit einem kleinen Anreiz kann jetzt Ökologie und wirtschaftliche Prosperität verbunden werden. Es braucht aber noch mehr! Bei Neubauten müssen die Kantone die Solarbaupflicht in die Baugesetze nehmen. Wir können Nullenergie-Häuser und Passivhäuser mit hohem Solaranteil bauen, also machen wir es doch zur Pflicht. Es macht keinen Sinn, die Umwelt weiter mit schlecht gebauten neuen Häusern ohne Solarenergienutzung zu belasten und das Trittbrettfahren der schlechten Architektur weiter zuzulassen.
Fünftens müssen sich die Elektromobilität und die Photovoltaik die Hand reichen. Der spezifische Energieverbrauch von Elektrofahrzeugen oder von Plug-In-Hybrids liegt etwa bei einem Viertel eines mit Benzin oder Diesel betrieben Fahrzeuges. Eine Verbrauchslenkung über die CO2-Abgabe im Mobilitätsbereich ist politisch fast unmöglich. Darum müssen wir politisch den technologischen Durchbruch für die umweltschonende Elektromobilität forcieren. Wir werden nicht alle Fahrzeuge auf Elektroauto umrüsten können, aber die grossen Autobauer setzen auf die Elektrofahrzeuge und bis 2020 wird der Durchbruch am Markt gelingen Die Frage ist, ob unser Land die besten Zulieferer hervorbringt und ob wir die innovativsten Anwender werden für diese neue Fahrzeugtechnologie nach dem fossilen Zeitalter. Kompliziert ist es umweltpolitisch nicht: 20 Quadratmeter Solarzellen reichen aus, um jährlich 15’000 Kilometer zurückzulegen. Der zusätzliche Stromkonsum können wir zu 100% aus Erneuerbaren Energien abdecken: 15mal weniger CO2-Emissionen pro Fahrzeugkilometr wären die Folge.
Grüne Jobs in der Solarmodulproduktion , grüne Jobs beim Solaranlagenbau, grüne Jobs in der Bauwirtschaft, grüne Jobs im Transportsektor. Grüne Jobs entstehen, wenn wir politisch zu 100% auf die Sonnenenergie setzen.